Tag der Wiedervereinigung mit dem Boddenhecht

Ach ja..., oft sitze ich zu Hause und denke an die schöne Zeit im August, als ich mit Stephan auf Rügen zum Boddenangeln war.
Ein tiefer Seufzer durchzieht dann meine Gedanken, wenn ich an diesen traumhaften Hecht von 1,07m denke, den Stephan dem Bodden entreißen konnte. Wie gern wär ich doch wieder zum Angeln auf dieser schönen Insel und würde meine Köder verführerisch durchs Wasser dirigieren.

Aber woher die Zeit nehmen? Die Saison hat auf Arbeit wieder angefangen und bis Anfang Januar brauch ich meinen Chef erst gar nicht zu fragen ob ich dieses Jahr noch mal paar Tage frei bekomme. Also, was tun??? Nach gründlichem Kalenderstudium fiel mir doch glatt das 1. Oktoberwochenende ins Auge!

3 Tage frei

und am Dienstag hab ich Nachtschicht. Das ist perfekt! Nach kurzer Besprechung mit Stephan und unserem altgedienten Angelkumpan Glogi war alles geritzt und beschlossene Sache.
Wir fahren 2005 noch mal nach Rügen (Dank der Wiedervereinigung). Doch was wäre das Leben ohne Komplikationen?

Einfach nur langweilig!

Und genauso war's dann auch. Als Stephan mit unserem Bootsvermieter Conny telefonierte sagte der ihm doch glatt, dass alle Boote seit Wochen ausgebucht wären und er keine Chance sähe wie wir auf's Wasser rauskommen könnten.

WAS??? Kein Boot?!


Wollen da etwa noch mehr Leute an diesem Wochenende nach Rügen? Kann ja wohl nicht wahr sein!
Not macht erfinderisch und deshalb kramten wir noch ein paar Telefonnummern aus unseren Unterlagen und fanden nach langem hin & her doch noch jemand mit nem Boot incl. Unterkunft, denn im Oktober sind die Nächte ja dann doch nicht mehr so warm wie im Sommer, wo wir ja im "Hotel Auto" untergebracht waren.
Die Tage verronnen und das heißersehnte Wochenende rückte langsam näher, doch genau 1 Woche bevor es losgehen sollte klingelte mein Handy. Stephan.
"Ich hoffe Du sitzt gut? Ich kann nicht mitkommen. Ich muß Samstag arbeiten!"

Wie bitte?!


Das Boot ist bestellt, Zimmer gebucht und Du darfst arbeiten?
Na Superklasse!
Hier noch mal ganz nebenbei ein netter Gruß an den lieben Chef.
Na was soll's , dann fahr ich eben mit Glogi alleine.
Es ist Samstag morgen 2 Uhr und mit gepackten Koffern bin ich für's Wochenende gewappnet. Von der Fahrt kann ich leider nicht viel erzählen, da ich fast die ganze Zeit gepennt hab. Ist ja auch nicht viel passiert, keine geplatzten Reifen oder ähnliches...

Endlich auf Rügen, das gelobte Eiland, das El Dorado des Nordens! Unsere kleine Pension ist direkt an der Wittower Fähre gelegen und von unserem Zimmer im Erdgeschoß sind es nur ein paar Schritte über die Wiese bis zu unserem Boot und dem Bodden.
Schnell die paar Klamotten im Zimmer verstaut, Angelzeug gegriffen und ab aufs Boot.
Voller Motivation verlassen wir das Festland in Richtung Fahrrinne.
Es ist nicht gerade Traumwetter an diesem Samstag früh, der Himmel hängt voller Wolken und es geht ein ziemlich steifer Wind. Das Boot wird durch die Wellen hin & her geschaukelt, aber unsere Köder durchforsten trotzdem eifrig das Wasser.
Wir sind nicht die einzigen Angler hier draußen, überall um uns herum sind Boote mit hochmotivierten Petrijüngern.
Also, wenn ich ein Hecht wär, dann wäre ich schon lange ausgewandert. In einigen Booten wird hin und wieder der Kescher geschwungen und ein Hecht gelandet.
Aber warum in unserem Boot nicht? Liegt wohl daran, dass wir gar keinen dabei haben. Nein, irgendwie wollen sie heut nicht so richtig beißen. Und dann fängt es auch noch an zu regnen!
Was für ein Tag.

Der nächste Morgen beginnt mit einem üppigen Frühstück und einem Gespräch mit noch 2 anderen Anglern. Die hatten am Vortag auch nur 2 untermaßige Fische beim Waten erwischt. Wo sind die großen Hecht-Omas hin? Ach was soll's, voller Tatendrang steigen wir wieder ins Boot und tuckern mit dem Außenborder auf's Wasser hinaus.

Das Wetter ist heute einfach traumhaft. Es geht nur ein ganz leichter Wind und die Sonne schiebt die dicken Wolken immer mehr bei Seite. Unsere Köder durchforsten wieder das Wasser. Beim 5. Wurf reißt es mir fast die Rute aus der Hand. Nur mühsam kann ich den Fisch vom Grund lösen. Ich bin mir sicher, das ist ein ordentlicher Hecht. Als ich ihn endlich an der Oberfläche hatte, macht er immer wieder wilde Fluchten in Richtung Grund und reißt mir die Leine von der Spule.
Nach mehreren Ausbruchversuchen setzt er dann zum Sprung an um sich meinen Köder aus dem Maul zu schütteln und ich sehe ihn in Gedanken schon wieder in den Fluten verschwinden, als genau das eintrifft.
Mit einem kräftigen Flossenschlag verabschiedet er sich von mir und kehrt zurück in die Freiheit. Schade, so ein schöner Fisch. Ich schätze ihn um die 90cm, aber das half mir nun auch nicht weiter.

sch....


In einem Angelführer über Rügen steht "überall in den Bodden zu Hause, dicke Barsche...". Aber wie wir von Conny wissen tun die sich ziemlich schwer auf einen Kunstköder zu beißen.
Sein Geheimtipp:
probiert's doch mal mit der Wurmrute, dass funktioniert fast immer.
Gesagt getan und nach wenigen Minuten landet der 1.Barsch von über 31cm im Boot.
Na hoffentlich geht das so weiter!
Aber alle Hoffnung umsonst, nur noch ein kleiner Barsch von 15cm schnappt sich meinen Wurm. Also, wieder die Spinnrute scharf machen und los geht's.
Ich werfe den Köder genau in die Richtung, wo eben noch meine Wurmrute postiert war und nach wenigen Metern einholen ein deutlicher Wiederstand an meinen Köder.
Ein wunderschöner Barsch von 37cm!
Da müssen doch noch mehr sein? Klar! Ich muß mich zwar etwas anstrengen, aber ich kann noch einen weiteren Barsch von 39cm und 2 von 31cm und 34cm erwischen.
Das sind wenigstens Barsche.
Auch Glogi hatte Glück und fing 4 Barsche dieser Größe.
Doch das schönste war, dass ich am späten Nachmittag noch 2 Hechte von glatt 70cm erwischt habe, die dem Spiel meines Köders nicht wiederstehen konnten.
Glogi fing auch noch einen Hecht, über dessen Größe ich mich hier aber nicht weiter äußern möchte.
Nur soviel sei gesagt, er wurde sanft in den Bodden zurückgesetzt.





Nichts desto Trotz
ist's dann ja doch noch ein recht erfolgreicher Tag geworden.

Am Morgen des 3.und auch letzten Tages kommt es mir so vor als ob jemand das Land und den Bodden vor meiner Nase geklaut hat, überall Nebel und die Sicht liegt bei etwa 50m.
Doch das soll uns ja nicht von unserem Vorhaben abhalten noch ein paar schöne Fische zu fangen. 1-2 Stunden blinkern wir das Gewässer ab, bis ich dann etwas unmotiviert die Rute bei Seite lege und mir ne kurze Pause gönne.
Auch die anderen Angler um uns herum haben noch nichts gefangen.
Dann ein erneuter Versuch und siehe da, wieder hat ein besserer Hecht meinen Köder genommen. Ich habe Mühe seine Fluchten zu bändigen.

Als er an die Oberfläche kommt denk ich mir, immer mit der Ruhe, du hast gestern schon so einen Brocken verloren. Also, Zeit lassen und das Spiel des Esox mitspielen.
Nach etwa 20-30min hab ich ihn dann so weit und mit einem gekonnten Kiemendeckelgriff kann ich ihn an Bord hieven. 94cm zeigt das Maßband an bei einem Gewicht von 5,5kg. Klasse Fisch!

Etwas später kann ich auch noch einen 2. Hecht von 74cm fangen. Ich bin absolut begeistert.

So könnt ich jedes Jahr die Wiedervereinigung mit dem Boddenhecht feiern...

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