"Wohin nur mit dem ganzen Fisch?"
Unser diesjähriger Karpfenpokal mit dem anschließenden
Gruppennachtangeln liegt nun schon ein paar Tage zurück, die
Gemüter haben sich halbwegs beruhigt und es ist wieder Routine
eingekehrt. Auf diese Gruppenveranstaltung freuten wir uns, wie
immer, schon lange im Voraus. Lag doch die Sommerpause zwischen
der letzten und dieser Veranstaltung und man freute sich auf das
Wiedersehen mit den Vereinskameraden. Jeder war neugierig auf die
vergangenen Erlebnisse der Anderen am Wasser und auf die Frage wo
denn zur Zeit die größten Fische beißen.
Aber bevor es ans große Angeln ging hatten wir am Freitag Abend
noch eine Anglerversammlung im "Schwarzen Adler" in
Zeitz-Zangenberg. Stephan und ich hatten unsere Autos schon am
Vortag mit dem Angelzeug beladen, weil wir im direkten Anschluß an
die Versammlung zum Alten Elsterarm nach Profen fahren wollten,
wo am nächsten Tag auch unser Gruppenangeln stattfinden sollte.
Da es zu dieser Jahreszeit aber schon bei Zeiten dunkel wird,
erklärte sich Mark bereit etwas zeitiger nach Profen zu fahren um
dort unser Camp für die nächsten 2 Tage & Nächte zu errichten.
Leider konnte Mark zum offiziellen Gruppenangeln nicht dabei sein
und so wollte er wenigstens die Chance nutzen vorher doch noch
ein paar Stunden am Wasser verbringen zu können.
Für Stephan und mich hieß es aber noch eine Weile warten bis wir
unsere Köder im Elsterarm versenken konnten. Pünktlich um 19 Uhr
eröffnete unser Gruppenvorsitzender Dietmar die Versammlung und
begann auch gleich damit die Themen abzuarbeiten.
Es ging um die Auswertung des Anglerfestes in Kretzschau, das
diesjährige Meeresangeln, die Freigabe des Bootsangelns in
Kretzschau und der Neuen Sorge, sowie die vergangenen
Arbeitseinsätze. Beim Thema Arbeitseinsätze entflammte auch gleich
eine heftige Diskussion. Dietmar hatte eigentlich vorgesehen mit
einem Teil der Mitglieder der Gruppe Mitte dieses Jahr noch einen
Arbeitseinsatz am Phönix-Nord durchzuführen. Es sollten
Angelplätze ausgebessert und repariert werden, Wildwuchs entfernt
und Müll eingesammelt werden. Genügend Mitglieder gibt es ja, die
ihre Arbeitsstunden noch ableisten müssen und auch wollen.

Ursprünglich war in diesem Jahr geplant, als Hauptziel, mit den
Arbeitsstunden die Kaynaer Teiche zu entschlämmen. Aber nach den 2
überaus sinn- und nutzlosen Pumpaktionen wurden die Arbeiten dort
weitestgehend eingestellt.
Wie sollten die Mitglieder des Vereins nun ihre Stunden ableisten
können, wenn unser hiesiger Gewässerwart seine großen
Schlammpumpvorhaben wegen Fehlern abbricht, die er sich selbst
nicht eingestehen kann oder will, und keine weiteren Alternativen
anbietet??? Na gut, laut seiner Aussage hätte man in den Monaten
Juli und August zur Fadenalgenbekämpfung in Kretzschau seinen
Beitrag leisten können. Er scheint selbst nicht all zu oft in den
Urlaub zu fahren, sonst wüsste er, dass das die Haupturlaubszeit
des Jahres ist. Und was tun viele Menschen in dieser Zeit???
Richtig, in den Urlaub fahren. Und Angler tun das auch!
Außerdem ist die Arbeit wohl kaum ausreichend für die vielen
hundert aktiven Mitglieder des Vereins.

ABER DAS ALLERSCHLIMMSTE AN DER GANZEN SACHE
IST, DASS MAN ES DIESEM MANN EINFACH NICHT
RECHT MACHEN KANN!
Das haben wir ja nun schon mehrfach erlebt. In Kretzschau wurden
zu wenig Fadenalgen beseitigt, angeblich nur an gewissen
Angelplätzen. In Hollsteitz wurden die falschen Äste und Zweige
von den Bäumen und Sträuchern abgeschnitten.

Und schon standen wir wieder vor dem gleichen Problem. Wie kann
man dieses Jahr noch seine Arbeitsstunden ableisten??? Vor allem
wenn dann vom Gewässerwart solche Aussagen getroffen werden wie:

"Für dieses Jahr gibt es an den Gewässern
nichts mehr zu tun."  ?????? 

HÄH?! Wie bitte???
Es gibt immer etwas zu tun! Wenn ich mir manchmal beim Angeln
den Müll anschaue der überall am Gewässer rumliegt, dann wüßt ich
schon was zu tun wäre. Aber Müll einsammeln ist ja laut o.g. keine
vollwertige Arbeit und deshalb zur Ableistung der Arbeitsstunden
nicht geeignet. Was für ein Schwachsinn!!!
Auch das ich mir teilweise die Angelplätze erst mit der Machete frei
schneiden muß fällt mir zum Thema Arbeitseinsätze ein. Ich will
damit auf gar keinen Fall sagen, dass ich am Gewässer einen
englischen Rasen vorfinden möchte, schließlich sind wir in der
freien Natur, aber wenn ich den Angelplatz gar nicht erst finde vor
Brennnesseln und anderen meterhohen Unkraut ist das ja auch keine
Lösung.
Irgendwann, zu späterer Stunde, beendeten wir die Diskussion,
weil wir, so lange unser Gewässerwart macht was er will und stur
seinen eigenen Weg geht ohne die Meinung derer zu akzeptieren die
seit Jahrzehnten tagtäglich am Wasser sitzen, eh nichts ändern
können.
Dietmar erwähnte dann nur noch beiläufig, dass demnächst noch
einiges an Fischbesatz kommen soll und unser Gewässerwart dazu
gemeint hat:

"Wohin nur mit dem ganzen Fisch?
Die Gewässer sind eh schon überbesetzt."

Da ist uns dann endgültig die Kinnlade runtergeklappt.

Bei solchen Aussagen fragt man sich doch ernsthaft ob unser
Gewässerwart noch für oder schon gegen den Verein arbeitet?
Schließlich bezahlen wir Angler jährlich unseren Beitrag dafür um
am Wasser sitzen zu können, die Natur zu genießen und hin & wieder
einen schönen Fisch zu fangen. Aber wenn man über Wochen
beziehungsweise Monate hinweg oft genug seine Freizeit am Wasser
verbringt und überhaupt nichts fängt und immer wieder als Schneider
nach Hause geht, dann ist das nicht gerade förderlich für die
Motivation des Einzelnen. Sicher gibt es auch immer wieder
Ausnahmen. Ein wenig Glück und die richtige Stelle zur richtigen
Zeit gehören da auch mit dazu, aber wenn man mit vielen anderen
Anglern redet und man nur von dauerhaften Misserfolgen hört, dann
macht einen das schon sehr nachdenklich.
Es können ja nicht alle zu doof zum Angeln sein und an
anhaltenden schlechten Mondphasen oder zu starken Ostwind wird's
wohl auch nicht liegen. Auch Fische müssen fressen und irgendwann
werden alle hungrig, aber dazu müssen erst mal welche da sein.
Gegen 21 Uhr beendete Dietmar dann die Versammlung und mit
gemischten Gedanken traten Stephan und ich den Weg zum Alten
Elsterarm an.

Als wir dort ankamen war es schon stockdunkel und Mark hatte es
sich längst in seinem Angelstuhl gemütlich gemacht. Mit unseren
Taschenlampen in der Hand und dem Angelzeug auf dem Rücken
trapsten wir vollbeladen wie Maultiere durch das kleine Waldstück
zu unserer Angelstelle. Mark hatte sich beim Aufbau des Camps
richtig Mühe gegeben, aber auf unsere Frage ob er denn schon
etwas gefangen hätte, antwortete er nur zähneknirschend
"Noch nicht ein einziger Zupfer ..."
Na toll, dass kann ja heiter werden.
Wir packten unser Angelzeug aus und währenddessen kam eine wild
umher wackelnde Kopflampe auf uns zugestolpert. Es war Basti der
mit Petzi zusammen am gegenüberliegenden Ufer saß und uns
begrüßen wollte. Auch bei den beiden hatte sich bis zu diesem
Zeitpunkt noch kein Fisch an die Köder verirrt. Die Begeisterung
wuchs immer mehr, aber wir ließen uns die Laune nicht verderben
und wollten das Angeln bis Sonntag früh durchziehen.
Nachdem wir unsere Ruten bestückt und ausgeworfen hatten, kehrte
dann auch bald Ruhe ein und es dauerte nicht lange bis uns nach
dem langen Tag die Augen zu fielen.
Der nächste Morgen war wieder einmal sehr ernüchternd. Nicht ein
einziger Biss in der Nacht, die Bissanzeiger blieben still,
nur das Radio dudelte vor sich hin.
Auch Basti und Petzi war der Erfolg nicht
vergönnt gewesen, kein Biss, trotz
großangelegter Anfütterungskampagne.

Nach einem
ausgiebigen
Frühstück mit
leckeren
Gehacktes-
Brötchen begannen wir dem Zielfisch des
Tages, den Karpfen, nachzustellen. Bis
zum Mittag half uns dabei noch Mark, dann
musste er leider los und ließ Stephan und mich erfolglos zurück.
In der Zwischenzeit waren schon einige
Mitglieder unserer Gruppe eingetroffen.
Auch Dietmar reihte sich mit in die
Armada von Petrijüngern Richtung Alten
Elsterarm ein, somit war die Versorgung
schon mal gesichert.
Punkt 14 Uhr pfiff Dietmar den
Karpfenpokal an, doch kurz gesagt, bis
zum Ende, um 17 Uhr, tat sich absolut
gar nichts. Nicht ein einziger Biss an den über 50 Angeln die rund
um das Gewässer positioniert waren. Da wir dies aber von den
Veranstaltungen der Vorjahre eh schon gewohnt waren, verlängerte
Dietmar den Karpfenpokal in die Nachtangelzeit hinein und der Erste
der einen maßigen Fisch fängt, sollte der Gewinner des Tages sein.
Gegen 18 Uhr warfen Dietmar und Jens dann den Grill an und die
Traube der hungrigen Angler wurde um die Futterkrippe immer größer.



Aus allen Ecken strömten sie herbei, dem Geruch von Braten und
Sauerkraut folgend. Nachdem wir uns kulinarisch gestärkt und
unseren Durst gelöscht hatten gingen wir wieder zur Tagessordnung
über, dem Fische fangen. Mit frischen Ködern bestückt warfen wir
unsere Montagen gen Wasser, in der Hoffnung auf den einen oder
anderen Edelfisch.
Irgendwann tat sich dann doch etwas an Stephan's Wurmrute und
wenig später konnte er einen feisten Kaulbarsch landen, der seinen
Tauwurm stibitzen wollte. Das war ja nun nicht gerade der ersehnte
"Edelfisch". Wenig später auch bei mir der 1.Biss. Wieder hing ein
Kauli am Haken. So ging das noch ein paar Mal im Wechsel zwischen
Stephan und mir. Am Ende konnten wir 5 Kaulbarsche auf unserer
Erfolgsliste verbuchen.
Um uns noch etwas die Zeit zu vertreiben und nicht gleich vor
Langeweile einzuschlafen, plauderten wir ne ganze Weile mit Ursula,
die auf einen Schwatz in unsere Behausung gekommen war. Zu
späterer Stunde machten wir es uns dann gemütlich und ließen Ruhe
in unser Camp einkehren.

Der Morgen graute über dem Wasser und mit ihm kam auch das
anglerische Grauen. Nicht ein einziger Edelfisch wurde während der
gesamten Nacht gefangen!!!
Lediglich Frank Drechsler (genannt Hose) fing in der Nacht noch
einen kleinen Barsch.
Beim morgendlichen Treffen mit den anderen an der Futtergrippe,
machte sich dann der ganze Frust über den miesen Erfolg des
Angelns breit. Da wurde komplettes Angelzeug zum Verkauf
angeboten, andere wollten das Ihrige bei ebay versteigern oder
es beim nächsten Mal gleich zu Hause lassen.
Es ist schon komisch wenn 25 Angler am Wasser sitzen und keiner
fängt was erwähnenswertes. Da mach ich mir echt Gedanken ob das
noch normal ist? Am Wetter kann's nicht wirklich gelegen haben,
schließlich ist es nicht das 1.Mal, dass überhaupt nichts
gefangen wurde und das alle zu blöd zum Angeln sind will ich
mal ausschließen.

Und dann denke ich an diese Worte:
"Wohin nur mit dem ganzen Fisch?"

Vielleicht sollten wir das nächste Gruppenangeln mit unserem
Gewässerwart durchführen, der zeigt uns dann das Gewässer
welches mit Fischen überbesetzt ist und wie man richtig
angelt, wir scheinen es ja nicht zu können.(Mario)


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