Der etwas andere "Urlaub"

Der Sommer 2011 kam und mit ihm auch die Urlaubszeit.
Stephan und ich hatten geplant diese Zeit gemeinsam zu verbringen.
Auf Stephan's Urlaubs-Liste stand ganz oben, auf seinem
Grundstück an der Bleilochtalsperre, eine Natursteinmauer zu
bauen und da ich eh nichts besseres vor hatte wollte ich ihm
dabei helfen. Nun wollten wir aber nicht den kompletten Urlaub mit
Steine schleppen und vermauern verbringen und so war auch noch ein
Kurztrip auf unsere Lieblingsinsel geplant. Ich hatte mich einige
Wochen zuvor entschlossen bei Conny, unserem Bootsvermieter auf
Rügen, ein Boot zu kaufen. Da ich im März diesen Jahres meinen
Sportbootführerschein Binnen und See gemacht hatte, bekam das
Boot auch gleich noch einen passenden Motor montiert.
Aber von Anfang an erzählt...

Unser Urlaub war für die letzte Juli- und erste Augustwoche
geplant. Ich hatte ne Woche länger eingereicht um mich von den
Strapazen des Urlaub's etwas erholen zu können.
Voller Tatendrang starteten wir am 1. Urlaubstag mit dem Mauerbau.
Das Wetter
meinte es gut
mit uns und so
kamen wir auch
recht
ordentlich voran.
Die erste
Urlaubswoche
verging dabei wie im Flug.
Zwischenzeitlich telefonierten wir immer wieder mit Conny um uns
nach der Wetterlage auf Rügen zu erkundigen. Er meinte, ab
dem Wochenende gäbe es eine Wetterbesserung mit abnehmenden
Wind. So war es beschlossene Sache, wir wollten in der Nacht vom
Samstag auf Sonntag unseren Trip zur Insel starten. Wir fuhren am
Samstag Mittag erst mal nach Hause um noch ein paar
Einkäufe zu erledigen und unsere Sachen zu packen. Die Nacht kam
und wir starteten in Richtung Meck.-Pomm..

Überraschenderweise legte ich diesmal die ersten 400km hinterm
Lenkrad zurück, so dass Stephan in Ruhe ein Nickerchen halten
konnte und von dicken Fischen träumte, die er lautstark in große
Stücke sägte...
Die letzten paar Kilometer meisterte dann Stephan selbst am
Steuer, so dass ich in meiner Ruhephase nur durch das Besorgen
der Angellizenzen in Stralsund gestört wurde.
Endlich am Ziel angekommen sah ich es
dann zum ersten Mal life und in Farbe auf
Conny's Grundstück vor mir - mein Boot!
Namentlich hatten wir es ja schon zu
Hause getauft,

    "The Green Hornet"

- Die grüne Hornisse, und dieser Name passte  auch zu diesem
4,30m langen, grünen Schiffchen. Nachdem wir das Fahrzeug von
oben bis unten
beschnuppert
hatten machten
wir erst mal
unseren
obligatorischen
Rundgang am
Wasser,
genossen die Seeluft und warfen ein
kleines Frühstück ein.
In der Zwischenzeit trudelte auch Conny
ein und wir begannen mit dem Ausräumen
unserer Sachen und Vorbereitungsarbeiten
zum Antifoulinganstrich auf dem Boot.
Zuerst einmal
musste das
Boot
ordnungsgemäß
abgeklebt, danach der Gelcode
aufgeschliffen
und der Primer
aufgebracht
werden. So
verging die Zeit
mit
Pinselarbeiten
und die Angelei
blieb an diesem
Tag völlig auf
der Strecke.
Was man nicht
alles tut.
Während der Trocknungsphase der
einzelnen Primerschichten warfen wir
gegen Abend noch den Rost an und legten
ein paar leckere Steaks auf, die wir
uns bei nem kühlen Bier schmecken ließen.

Der nächste Morgen brachte erst mal
dicke Nebelschwaden mit sich. Der
komplette Bodden war damit eingehüllt
und auf dem Boot hatte sich massiv
Kondenswasser gebildet. Unter diesen
Bedingungen konnten wir natürlich das
Antifouling nicht aufbringen und zum
Angeln konnten wir auch nicht rausfahren. Also hieß es warten,
warten und nochmals warten. Gegen Mittag schaffte es die Sonne
endlich durch den Nebel und auch das Boot wurde trocken. Nun
konnten wir das Antifouling auftragen. Während Stephan pinselte
machte ich unser Angelzeug fertig und belud das Ausweichboot mit
unseren Sachen. Nun konnte die Farbe in Ruhe trocknen und wir
fuhren gegen 13Uhr endlich raus auf's Wasser.
Gleich am ersten Stop fing ich mit
unserer sogenannten "Boddenstippe" auf
Wurm eine Flunder von 20cm. Na das
fängt doch schon ma gut an, dacht ich
mir so. Aber eigentlich hieß unser
Zielfisch dieses Jahr BARSCH und deshalb
probierten wir es weiter mit der
Wurmrute. Wir angelten an den
verschiedensten Stellen, aber die richtig
dicken Brocken wollten einfach nicht anbeißen. Wir fingen einige
schöne Plötzen bis 32cm, aber leider nur wenige Barsche die meist
nur Köderfischgröße hatten.
Stephan war an diesem Tag das
Anglerglück besonders hold, denn er
konnte mit seiner Montage noch einen
Brassen überlisten, worüber er sich
ganz besonders freute, und ich hab
mich halb kaputt gelacht...
Gegen Abend, auf dem Rückweg zu
Conny's Bootsverleih, machten wir noch
einige Stopps an markanten Stellen und
probierten es mit Wobbler auf Hecht. Plötzlich gab es einen Ruck in
meiner Rute und ich wusste sofort, dass
kann nur ein Hecht sein. Einige Zeit
später gab sich der Fisch geschlagen
und ich konnte ihn ins Boot heben.
Zurück am
Bootssteg war
dann noch
vermessen und
ausnehmen des
Tagesfanges angesagt. Der Hecht wog
4,5kg bei 93cm Länge. Was für ein
schönes Tier.
Den Abend
verbrachten wir dann noch gemütlich bei
Steaks, Rostern und Bier mit Blick auf
den Bodden. Da es aber zu dieser
Jahreszeit auf Rügen vor blutrünstigen
Mücken nur so wimmelt, waren wir mit
einbrechender Dunkelheit gezwungen uns
unter unserem schützenden Moskitonetz zu verkriechen, welches wir
schon am Vortag aufgehängt hatten.

Am folgenden Morgen standen wir, typisch Urlaub, gegen 6 Uhr
auf. Es war wunderschönes Wetter, die Sonne schien schon und es
war kein Nebel in Sicht. Heute sollte es
so weit sein, der Motor mit Lenkung und
Schaltbox sollten angebaut werden. Wir
waren ja am Vortag schon mit den
Streicharbeiten fertig geworden und
mussten nun nur noch den Bootsrumpf
polieren und
einwachsen.
Vorher bekam
das Boot aber erst noch seinen Namen
aufgeklebt. Nachdem das alles erledigt
war, luden wir das Boot auf den Trailer
und ich fuhr damit nach Wiek in die
Motorenwerkstatt. In der Zwischenzeit
machte Stephan unser Angelzeug klar und verstaute alles im Boot.
In der Werkstatt angekommen erfuhr ich dann, dass die bestellten
Bautenzüge für die Lenkung noch nicht geliefert worden sind und
sich deshalb der Anbau um einen weiteren Tag verzögert.
Na Klasse!!!
Es war Dienstag und wir mussten spätestens Mittwoch Abend wieder
nach Hause fahren, weil Stephan einen dringenden Termin hatte.
Wochenlang vorher hatte ich alles bestellt und versucht zu
organisieren und dann so ein Rückschlag. Meine Laune war im Keller!
Ich wollte doch nun endlich mal mit meinem Boot fahren und dann
so was...
Der Monteur versprach mir die restlichen Materialien bis zum
nächsten Morgen zu besorgen und das Boot bis 11 Uhr fertig wäre.
Mit diesem Hauch von Hoffnungsschimmer machte ich mich auf den
Rückweg, weil Stephan auf mich wartete.
Als ich wieder zurück war fuhren wir auch gleich hinaus auf's
Wasser. Unterwegs erzählte ich ihm die Story und er konnte nur
noch mit dem Kopf schütteln.
Wie am Vortag versenkten wir unsere Köder an den bekannten
Hot Spot's, aber die Angelei auf Dickbarsch erwies sich an diesem
Tag noch schwieriger. Hier und da mal ein Zwanziger oder kleinere
Exemplare, aber sonst nichts weiter. Selbst die Plötzen
hatten keine große Lust zu beißen. Zwischenzeitlich legten wir die
Wurmruten auch mal bei Seite um es mit
den Spinnruten auf Hecht zu probieren.
Wir bekamen auch einige Bisse auf unsere
Köder, aber es waren alles nur
jugendliche Entenschnäbel zwischen
55 - 65cm die wir überlisten konnten.
Wir haben sie alle schonend
zurückgesetzt. Lediglich ich bekam noch
einen Biss eines besseren Hechtes auf
Wobbler, welcher sich aber meinen Köder direkt am Boot
abschüttelte und im trüben Wasser des Boddens auf
Nimmerwiedersehen verschwand. Geschätzt hab ich ihn um die
80cm. So ging auch dieser Tag zur Neige.

Unser letzter Urlaubstag auf Rügen brach an.
Da mein Boot in der Werkstatt war brauchten wir am Morgen keine
Pinsel-, Schleif- oder Polierarbeiten machen und konnten direkt
nach dem Aufstehen auf's Wasser. Schnell das Boot beladen und
nix wie los,
"vielleicht haben die Fische Lust auf ein leckeres Frühstück"
dachten wir uns.
Die Köder waren schnell montiert und landeten kurze Zeit später im
Wasser. Der Vormittag verlief jedoch genauso zäh wie am Tag zuvor
- mit wenig Fisch, aber vor allem noch weniger Barschen.
Wo waren nur die Stachelritter??? Als die Zeiger meiner Uhr 11 Uhr
anzeigten, dacht ich mir:
"Jetzt könnt die Werkstatt aber langsam anrufen!".
Aber nichts!!! Und wir angelten weiter...
Es wurde um 12, es wurde um 1, es wurde immer später.
Zwischenzeitlich  wechselten wir immer wieder unseren Angelplatz
und irgendwann schien es so als ob wir eine Stelle mit Fisch
gefunden hatten. Die Plötzen bissen wie verrückt, vor allem was
für welche. Mit Stückgrößen zwischen 30 - 35cm echte Brummer.
Ja selbst die Barsche ließen sich an diesem Spot nicht lumpen.
Wir fingen schöne Fische zwischen 25 und
30cm und ich konnte sogar noch einen
40er überlisten.
Etwa ne halbe
Stunde nach
diesem
Traumbarsch
ein Heber!!!
HÄH???
Bitte nicht! Doch... ein  60cm Klodeckel
zeigte Schlagseite an der Bordwand! Ich brauch nicht zu schreiben
wer da fast vor Lachen aus dem Boot gefallen ist.
Mittlerweile war es 14 Uhr geworden und meine Geduld am Ende. Ich
versuchte mehrmals in der Werkstatt anzurufen, aber
niemand ging ans Telefon. Was ist denn da nur los?
Stephan und ich entschieden uns so langsam den Rückweg anzutreten,
lang genug gewartet. Zur Not wäre ich halt noch mal zur
Werkstatt gefahren um diesen lahmen Enten Druck zu machen.
Doch endlich, Punkt 15 Uhr der langersehnte Anruf
"Das Boot ist fertig!!!!"
Ich schob den Ganghebel bis zum Anschlag nach vorn und bretterte
über den Bodden in Richtung Bootssteg.
Wir luden schnellstmöglich alles aus und
versorgten unseren Fang, dann machte
sich Stephan daran unseren Berg
Equipment im Hänger zu verstauen
während ich nach Wiek fuhr um das Boot
zu holen.
In der Werkstatt hab ich erst mal das
"Paket" inspiziert, mir alles erklären
lassen, den Motor getestet und dann viel Geld bezahlt.
Danach bin ich im Eiltempo zurück gefahren,
denn ich wollte mein Gefährt ja so schnell wie
möglich ins Wasser lassen und es war
schon weit nach 17Uhr. Aber Conny wollte
zuerst noch ein Fotoshooting mit dem
Boot und uns machen, was ich auch noch
über mich ergehen ließ. Dann war's
endlich so weit. Ich fuhr mein Auto
rückwärts die Slipanlage runter und mein
Boot machte die erste Bekanntschaft mit
dem salzigen Nass. Es schwamm! War ja auch nicht anders zu
erwarten. Während Conny das Boot am Steg festmachte, verstauten
wir erst noch unsere restlichen Klamotten
im Hänger und Auto bevor es zur
langersehnten Probefahrt kam. Ich glaube
es war abends halb 9 als ich das erste
Mal den Motor startete und den Gang
einlegte. Im Laufe des Nachmittags hatte
der Wind auch wieder aufgefrischt und er
blies mit etwa Windstärke 4 - 5 über das
Wasser. Unter diesen Bedingungen eine
Testfahrt zu machen hielten wir zwar nicht für besonders günstig,
aber "The Green Hornet" meisterte jede Welle mit Bravour.
Mit geschätzten 50 - 60km/h schob sie das Wasser elegant
zur Seite weg und ich kam mir vor wie bei einer Verfolgungsjagd
von Miami Vice. Einfach nur geil!!!
Leider währte diese Ausfahrt nicht sehr lange, da wir ja noch
unsere Heimreise antreten mussten. Den Motor montierten wir
wieder vom Boot ab, weil ich ihn mit nach Hause nehmen wollte um
ihn auch an meinem Schlauchboot nutzen zu können. Das Boot
selbst verankerten wir fest im Wasser vor Conny's Bootssteg. So
traten wir gegen 22.30Uhr, nachdem nun alles erledigt war,
schweren Herzens unsere Heimreise an. Die Fahrt gestaltete sich als
echter Höllentrip, da es fast die ganze Zeit nur regnete
und wir beide ziemlich fertig auf den Röhren waren von diesen 4
Tagen "Urlaub".
Vorweg hatten wir aber mit Conny noch ausgemacht, das wir am
ersten Oktoberwochenende noch mal zu ihm auf Rügen kommen und
dann kann ich endlich mein Boot richtig nutzen. Da kommen dann
auch Mark und Jörg mit und wir werden sehr viel Spaß haben.
Ich freu mich schon drauf. (Mario)

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