Ein neues Trollabenteuer



Endlich Urlaub - endlich wieder Angeln in Norwegen. Nach 2 langen Jahren des Wartens ging es wieder nach Bessaker. Auf der Fahrt nach Kiel gab es keine nennenswerten Vorkommnisse. In Kiel kamen wir bei strahlendem Sonnenschein am frühen Morgen an und suchten uns ein gemütliches Cafe zum Frühstücken, was am Sonntag Morgen nicht sehr einfach war. Schon im Kieler Hafen ging ein stark böiger Wind, was sich besonders auf der Überfahrt nach Oslo bemerkbar machte. Kurz nach der Abfahrt vom Norwegenkai lichtete sich das Sonnendeck ziemlich schnell und die meisten Liegestühle waren wieder frei. Uns war es auch zu windig und so suchten wir uns eine geschützte Ecke und beobachteten wie das Schiff die Große Beltbrücke passierte. Genug Aufregung für den ersten Tag, und nachdem Mario sein kleines Hüngerchen gestillt hatte begaben wir uns in unsere Kojen.



Mario stand am folgenden Morgen schon recht zeitig auf Deck um die Fahrt durch den Oslofjord zu geniessen, während ich noch eine Weile Augenpflege betrieb. Mit einer schrillen Durchsage aus dem Lautsprecher wurde ich auf norwegisch aus meinen Träumen gerissen, in ca. 30 Minuten sollte das Schiff in Oslo anlegen. Also raus aus den Federn,
Norwegen wartet auf uns.

Nach dem Verlassen des Schiffes und der problemlosen Passage durch den Zoll, setzten wir unsere Reise in Richtung Bessaker fort. Es ist 21 Uhr,

endlich sind wir am Ziel!!!

Nach gefühlten endlosen Stunden Fahrt haben wir unsere Unterkunft am späten Abend in Bessaker erreicht.
Gott sei Dank!!! Auto ausladen, Unterkunft einrichten, Rost anwerfen, was essen und dann ab in die Horizontale um uns auf die nächsten aufregenden Tage vorzubereiten.

Der Dienstag Morgen startete Wolkenverhangen und mit leichtem Sprühregen. Nach einem ausgiebigen Frühstück und einer kurzen Einweisung durch Thore konnte unser Abenteuer beginnen. ................................................................................................

(Der Vormittag wurde von der Redaktion aufgrund innerbetrieblicher Vorkommnisse zensiert) ................................................................................................ Am Nachmittag fuhren wir aber nochmal auf's Wasser und konnten an einer Kante ca. 15 Schellfische zwischen 60 und 70cm, einige Dorsche bis 74cm und einen Leng von 64cm erwischen. Nicht schlecht für die paar Stunden. Zurück am Anleger hieß es dann Fische filetieren und einfrieren, Boot betanken für den nächsten Tag, Abendessen und Bericht verfassen. Zum Glück wird es hier zu der Jahreszeit nicht dunkel, so dass man bis in die Nacht aktiv sein kann. Es kommt einem wie am Tag vor.

Der heutige Tag ging etwas verschlafen los. Ich hatte vergessen den Wecker zu stellen und tag's zuvor wurde die Nacht zum Tag gemacht, denn erst gegen drei Uhr haben wir an der Matratze gehorcht. Dann kam noch Andre vorbei um die anstehende Ausfahrt zu besprechen, und daraus wurde über eine Stunde Smalltalk. Erst gegen Mittag ging es Richtung Boot und danach auf´s Wasser. Aber mittlerweile hatte sich der Wind dermaßen aufgeschaukelt, so dass schon Kämme auf den Wellen zu sehen waren und das vor dem Steg. Das wird keine schöne bzw. ruhige Ausfahrt werden....
Zuerst wollten wir ein paar Makrelen als Köder besorgen. Am Vortag hatten andere Angler 100 Stück gefangen und haben uns verraten wo. Wir natürlich dorthin, allerdings schienen die Makrelen was besseres vor zu haben, denn die haben nicht auf uns gewartet. So beschlossen wir, auf dem Weg nach draußen, in den Schären einige kleine Köhler zu verhaften. Aber ich kam mit den Beifängern bei dem Wind und Seegang irgendwie nicht so richtig klar, was an meinem Fluchen deutlich zu hören war. Laufend hingen die Haken an meinem Ärmel fest. Mario hingegen hatte seine Spürangel mit Gummifisch ausgeworfen und nebenbei mit der Pilkerrute versucht den Dorschen auf die Nase zu klopfen. Da hätte sich die Rute beinahe verabschiedet, denn ein 69er Dorsch hatte sich den Gummi einverleibt. Mittlerweile hatte ich es doch geschafft 5 kleine Köhler zu fangen. "Auf zu den richtigen Fischgründen", dachten wir uns. Am Angelplatz angekommen ließen wir die Naturködermontagen zu Wasser, aber leider hatten wir die Rechnung ohne die Fische gemacht. Die Köder wurden kaum beachtet, bis auf ein paar wenige ganz zaghafte Bisse.
Bei Mario schnappte dann doch noch ein Leng von 91cm den Fischfetzen. Auch eine andere Stelle brachte nicht den gewünschten Erfolg. Ständig kullerten irgendwelche Kleinteile durchs Boot, und als ich in einem Augenblick der Unachtsamkeit auch noch unsere laminierte Gewässerkarte über Bord fliegen ließ und wir sie auch nicht mehr erwischen konnten, beendeten wir dieses Desaster und fuhren zurück.

Aber auch solche Tage gehören dazu.



Die zwei Fische waren schnell verarbeitet und im Tiefkühler verschwunden, so dass wir uns dem Abendbrot und dem Bericht zuwenden konnten. Ich hoffe der neue Tag wird wesentlich besser.




Es ist 7 Uhr am nächsten Morgen als Mario aufstand und uns ein strahlend blauer Himmel begrüßte. Die Wolken hatten sich in der "Nacht", wenn man das hier so nennen kann, komplett verzogen und selbst der Wind hatte sich glücklicherweise wieder etwas gelegt. Nach dem obligatorischen Frühstück stiegen wir in unsere Klamotten und düsten dem Horizont entgegen. Heute wollten wir es wieder weiter draussen im Offshore-Bereich mit Naturköder versuchen. Ich ließ meinen Pilker mit den Beifängern zum Grund hinunter und nach wenigen Minuten zappelten die ersten Köderfisch-Köhler am Haken. So ging das noch einige Mal weiter bis wir genügend Köder hatten. Leider liessen größere Fische den ganzen Vormittag auf sich warten, also legten wir die Pilkruten beiseite und stiegen auf die Naturköderruten um. Recht schnell verzeichneten wir wieder die ersten vorsichtigen Anfasser an unseren Ködern.
Endlich ein ordentlicher Biss bei mir, worauf ich einen vernünftigen Köhler zu Tage fördern konnte der sich meinen Gummimak einverleibt hatte. Kurz darauf holte Mario seine Montage ein an der ein schöner Rotbarsch hing. Da wir durch Wind und Strömung von unseren Ausgangspunkt weit entfernt waren, setzten wir das Boot wieder zurück und begannen das Ganze von Neuem. Immer wieder gab es vorsichtige Zupfer, aber wir vermuteten das kleine Haie die Köder stibitzen wollten, zumindest sahen unsere Köder danach aus. Mario konnte noch zwei weitere Rotbarsche sowie einen 74er Dorsch und ich einen guten Köhler zum Landgang überreden. Dann schlief der Wind völlig ein und wir dümpelten mit unserem Boot nur noch auf der Stelle rum. Das Ganze hielt aber nicht lange an, dann drehte der Wind und kam mit doppelter Stärke zurück. Unsere Montagen hingen trotz Driftsack im 45 Grad Winkel vom Boot weg, so dass vernünftiges Angeln nicht mehr möglich war. Also holten wir alles ein und traten den Rückzug nach Bessaker an. Die Schaumkronen auf den Wellen waren so hoch, dass wir nur äußerst vorsichtig und langsam zurück fahren konnten. Nach über einer Stunde Fahrt sind wir dann ziemlich durchnässt und durchgeschüttelt, aber gesund wieder im Hafen angekommen. Nun hieß es nur noch raus aus den Klamotten und erstmal Fische versorgen.


Neuer Tag, gleicher Ort. Wieder sind wir gegen 7 Uhr aufgestanden. An diesen Tag war geplant mit Andre, dem Mitarbeiter von Thore, eine Ausfahrt auf der "Øenin" auf`s offene Meer zu machen. Gemeinsam mit 5 Angelfreunden aus Meck-Pomm hieß es, nach letztem Check der Wetterverhältnisse, kurz nach 9 Uhr "Leinen los". Der Dieselmotor tuckerte vor sich hin und wir kamen mit den anderen Anglern ins Gespräch. Auch sie hatten bisher die erhofften Angelerfolge nicht verwirklichen können. Heute hießen die Zielfische Köhler und Rotbarsch. Mit Pilker und Gummifisch wollten wir den Fischen auf den Leib rücken.
Nach etwa 1 Stunde Fahrt erreichten wir den ersten Spot und mit dem Tönen des Nebelhorns ließen wir die Köder zum Grund hinab. Kaum am Boden angekommen waren unsere Ruten auch schon krumm. Tagelang hatten wir versucht Fischschwärme zu finden,
aber das.... Grandios!

Bei mir kämpfte ein feister Köhler, den ich kurze Zeit später auf die Planken legte. Bei Mario stieg beim Einkurbeln seines Pilkers ein dicker 43er Rotbarsch ein. Auch die anderen Angler fingen ganz ordentliche Fische, so dass das Gaff heute ziemlich oft zum Einsatz kam.
Nach dem Versorgen der Fische warfen wir die Montagen wieder aus und das gleiche Spiel begann von vorn. Mario konnte diesmal einen 83er Köhler nach oben befördern und ich einen etwas kleineren. So ging das noch eine ganze Weile bis sich der Schwarm aus unserem Aktionsradius verzogen hatte. Also wechselten wir den Platz und suchten den nächsten Schwarm. So hieß es Fische suchen, finden und angeln bis sie sich wieder verkrümelt hatten. Wir fingen Köhler zwischen 70 und 80cm, hin und wieder auch mal einen Dorsch, Leng oder Lump. Der Knüller war aber ein Dorsch mit 84cm, der mir im Drill die Schnur von der Rolle riß und das bei fast geschlossener Bremse.
Super, dass ist das was wir wollen.

Im Laufe des Angelns hatte der Wind wieder ordentlich zugenommen und bei Windstärke 5 wurden wir auf dem Schiff ordentlich hin und her geschüttelt, die Fischkisten flogen von der einen zur anderen Seite. Alle klammerten sich an der Reeling fest und versuchten irgendwie noch halbwegs vernünftig zu angeln.
Nach 6 Stunden beendeten wir den Ausflug und fuhren mit gut gefüllten Fischkisten zurück nach Bessaker. Dann hieß es Klamotten richten und Fische verarbeiten. Den Abend beendeten wir wieder mit dem Standardprogramm Essen und Bericht verfassen.

Der Samstag begann ganz schön windig. Im Bessakersund sah es zwar nicht so schlimm aus, aber Offshore war es ganz schön kabbelig. Das machte nicht wirklich Spaß und mit nur einem guten Schellfisch in der Kiste traten wir am Nachmittag den Rückweg an. Der Abend, bzw. die Nacht sollte es dann richten. Der Wetterbericht sagte das der Wind zum späten Abend und in der Nacht auf 1 zurückgehen sollte. Also gammelten wir den Rest des Tages auf der Couch rum und verwöhnten unsere Gaumen mit selbstgemachten Thüringer Rouladen, Rotkraut und Klößen. Ich hatte mich danach noch ne Runde auf`s Ohr gelegt und Mario weckte mich gegen 23 Uhr. Die Wettervorhersage hatte Recht behalten und Punkt 23.39Uhr startete Mario den Motor und steuerte das Boot aus dem Hafen. Die Stelle vom Vortag sollte das Ziel sein. Die Drift ging an der Kante entlang und auf unserem Weg konnten wir wieder mehrer Köhler bis 88cm im Freiwasser fangen. Besonders war der Sonnenuntergang, links vom Leuchtturm ging die Sonne unter und drei Stunden später rechts vom Leuchtturm wieder auf. Abendrot war gleich Morgenrot könnte man sagen. Das es nicht dunkel wird gefällt mir sehr, wenn man aber bedenkt das es im Winter hingegen nur wenige Stunden hell ist, dass wäre wiederum nicht's für mich. Der Wind blieb die ganze Nacht über schwach, dennoch war eine langgezogene Dünung mit zwei Meter Höhenunterschied vorhanden. Die Beißfreudigkeit der Fische nahm ab und es ging gegen 5 Uhr zurück zum Anleger. Die Fische mußten noch zerlegt und für die Kühltruhe fertig gemacht werden. Nach dem Filetieren haben wir die Kiste mit den Fischabfällen zum Boot getragen und für ein paar Sekunden die Kiste mit den Filet's aus den Augen gelassen. Da haben sich die weißen gefiederten Freunde einige Filetstücke im Filetierhaus stibitzt. So schnell kann man gar nicht reagieren.

Die Entscheidung vom Vortag "Nachtangeln" zu gehen war goldrichtig. Der Wind nahm wieder zu und es nieselte den ganzen Tag, was nicht unbedingt zum Angeln einlud. Darum blieben wir den Tag lieber hinter der Scheibe unseres Wohnzimmer's. Jeder hing so seinen Gedanken nach und drückte sich in einer Ecke rum. Es wurde etwas Schlaf nachgeholt und die anderen Angler beim rausfahren und reinkommen beobachtet. So haben wir auch diesen Tag überstanden. Das sich nicht alle "Dumm" anstellen zeigte sich bei den Anglern im Nachbarhaus. Einer von Ihnen fing in 80m Tiefe einen Heilbutt von 1,45m und 40kg. Sehr beachtliches und schönes Teil, man könnte direkt neidisch werden.

Neuer Tag - neue Chancen. Nachdem wir die beiden Tage zuvor so gut Köhler gefangen hatten, wollte Mario unbedingt auch noch ein paar Dorsche fangen. So entschied er sich für einen Gummifisch am großen Bleikopf und ich habe mir mit dem Pilker die Zeit vertrieben. Wieder waren wir zum Angeln in der Gegend vom Vortag. Der Wind war heute wieder etwas stärker unterwegs, so dass der Driftsack wieder einmal zum Einsatz kommen mußte. Unsere Taktik ging ganz gut auf, denn unsere Fischkiste füllte sich mit 7 Dorschen, 1 Köhler, 1 Leng, und 4 Pollak's. Viele kleinere Exemplare, die zum ersten mal Seeluft schnupperten wurden wieder zurückgesetzt.
Den Vogel hat natürlich wieder Mario abgeschossen, mit seinem Dorsch von 99cm. Der hat ordentlich Ballett gemacht. Anhieb, Rute im 90° Winkel krumm und Schnur von der Rolle gefetzt trotz straffer Bremse, war alles eins. Alleine das Geräusch der Bremse, für alle Angler Musik in den Ohren. Die größten Fische des Tages waren Dorsche mit 85, 93 und 99cm, sowie Pollak mit 77 und 80cm. Somit hatte Mario sein Ziel doch noch erreicht und steuerte das Boot mit breitem Grinsen zurück zum Hafen.

Der vorletzte Tag unseres Urlaubs fing an. Eigentlich wollten wir uns noch mal um die Dorsche kümmern. Die allerdings wollten heute nichts mit uns zu tun haben und machten einen großen Bogen um unser Boot. Wir klapperten noch mal das Gebiet vom Vortag ab. Irgendwie ging es heute sehr schleppend voran. Hier und da ein Zwerg, aber nichts Ordentliches. Der Wind nahm am Nachmittag straff zu und es gab ordentliche Schaumkronen. Bei unseren Driften ging es öfter mal bergauf. Das äußerte sich in besonders vielen Hängern und Totalverlusten. Bei einer Drift streiften wir ein 120m Loch. Auf dem Echolot war im Freiwasser ein Schwarm Fische zu sehen. Ich kurbelte meinen Pilker nach oben und siehe da, es hatten sich einige Köhler zum Jagen versammelt. An dieser Stelle fingen wir 7 ordentliche Exemplare bis 92cm. Um eventuell doch noch einen Dorsch zu erwischen probierte Mario eine neue Montage mit Köderfisch am System aus. Diese hat er bis knapp über den Grund abgelassen. Nebenbei rückte er mit der zweiten Angel und einem Pilker den Flossenträgern auf den Leib. Beim Einholen meinte er, irgendwas hängt da dran und so wurde der Pilker nach oben gepumpt. Bei dem was dann an die Oberfläche kam, konnte ich mir ein schmunzeln nicht verkneifen, die sauber verknotete und verdrillte Naturködermontage. Hier half nur noch großzügiges abschneiden, womit mal wieder viele Meter Schnur eingebüßt waren. Die Beißfreudigkeit nahm mehr und mehr ab und da unsere Kühltruhe schon ordentlich gefüllt war beendeten wir den letzten Angeltag.



Der letzte Tag, eigentlich schade, wurde dazu genutzt das Boot und das Angelzeug zu reinigen und zu verpacken. Unsere Unterkunft mußte auch noch auf Vordermann gebracht werden. Nachdem alles halbwegs in Sack und Tüten war konnten wir die Seele noch etwas baumeln lassen. Mario machte noch einen kleinen Rundgang durch den Hafen und machte ein paar Schnappschüße von mutigen "Einheimischen Kindern" denen die 11° Wassertemperatur nichts auszumachen schien und vom bevorstehenden Fischerfest, welches laut Andre groß aufgezogen wird. Es werden ca. 5000 Besucher erwartet, die mit Konzerten und Spielen hauptsächlich für Kinder unterhalten werden. Mit dem Erlöß werden die ortsansässigen Vereine in Beesaker unterstützt. An das Verkehrscaos zu Lande und auf dem Wasser möchte ich gar nicht erst denken. Doch jetzt heißt es langsam Abschied nehmen, die Aussicht ein letztes Mal geniessen und uns auf die Rückreise am nächsten Morgen vorbereiten. (Text und Korrektur: Stephan & Mario)





In zwei Jahren werden wir uns wiedersehen! Bis dahin müssen wir noch einige Drillinge erneuern, Sprengringe gegen stabilere austauschen und neue Schnur aufspulen, denn nach Norwegen ist vor Norwegen




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